Mein Großvater war auch in russischer Kriegsgefangenschaft, kam erst Jahre nach dem Krieg zurück. Leider ist er gestorben, bevor ich mich so richtig für den Weltkrieg interessiert habe, bzw. bevor ich das alles Verstanden habe. Hätte gerne intersiver mit ihm über damals gesprochen.
@BadS: Viel Erfolg weiter für dich bei dieser Geschichte.
Viele waren auch einfach Opfer. Meine Großväter waren Hurensöhne, die fanden das toll. Vor allem der väterlicher Seits, möge er in der Hölle brennen. Dennoch konnten viele in dem allgegenwärtigen Klima von Angst, Überwachung und Bespitzelung nicht anders. Es ist leicht, heute die Fresse aufzumachen und sich davon freizusprechen, so gehandelt zu haben aber ich gebe dir Brief und Siegel, dass 95% derer, die heute die größte Welle machen bei der damaligen Mischung von Angst und Zeitgeist auch mitgezogen hätten.
Wenn's damals 95% waren, dann ja. Waren es damals 98%, dann wären es heute auch so viel.
Falls du das Soldbuch nicht lesen kannst (kann das von meinem Ur Opa auch kaum lesen) kannst du es ja evtl. über die Rentenkasse versuchen, mit Glück haben die einen Anhaltspunkt oder können dir anderweitig weiterhelfen.
Bevor mein Großvater in Kriegsgefangenschaft kam gibts noch eine recht schöne Geschichte.
Mein Opa war so ins Nachbarmädl verliebt und musste dann in den Krieg. Irgendwann bekam er dann die Erlaubnis sich von der Front eine Woche entfernen zu dürfen. Er nichts wie los die tausende Kilometer hin zu dem Madl, da es aber keine gefestigte Bergstrasse gab musste er 6 Stunde im Tiefschnee den Berg raufstampfen.
Oben angekommen hat er sich fest vorgenommen um die Hand anzuhalten doch der Vater des Madl musste erst überzeugt werden, wie genau weiß ich nicht mehr. Schlussendlich hat es nach Stunden geklappt.
Nichts wie rauf auf den Rodel und sofort wieder runter ins Dorf.
3 Monat später kam er schwer verletzt in Kriegsgefangenschaft und konnte seine Angebetete erst nach Jahren wieder sehen.
Was er erlebt hat und erzählt, von Kannibalismus bis rohe Katzen essen usw. ist kaum mehr vorstellbar.
Doch dann wurde geheiratet und führten über 60 Jahre eine recht glückliche, wenn auch Anfangs sehr schwere, insgesamt glückliche Ehe.
Ich mag solche Geschichten.
Schwieriges Thema. Meine Opas waren bsw auch einfach noch scheiss jung. Jahrgang 1923/24 irgendwie sowas.
Mitgemacht haben beide, der eine war Pole, hat miterlebt wie 1939 die ganze Familie ausgelöscht wurde. Sich versteckt, und anschließend irgendwie trotzdem zu den Nazis übergelaufen.Für die dann als Funkmeldetechniker gearbeitet, anschließend britische Gefangenschaft. Ich glaube das war einfach Überlebenskampf. Der andere war auf einem Zerstörer, aber angeblich als eines der ersten Schiffe desertiert, danach Versteck auf einem norddeutschen Bauernhof, Oma kennengelernt, durchgebrannt ins Ruhrgebiet, auf dem Weg einen SA Mann erschossen (bzw ins Gebüsch gezerrt).
Naja. Ich glaube die echten Arschlöcher waren meine Urgroßväter, von denen habe ich allerdings keinen kennengelernt.
Falls er etwas sehr Krasses verzapft hätte, bevor er seinen "Dienst" antrat - und deswegen schon offiziell aufgefallen gewesen oder gar gesucht worden wäre, hätte man ihn sehr schnell gefunden und amtlich aus dem Verkehr gezogen.
Wäre das aber damals noch nicht "amtsbekannt" gewesen, hätte er nach der Implosion aller Ämter und Behörden keine ernsthaften Sorgen mehr haben müssen. Warum dann noch eine falsche Identität annehmen? Das erscheint mir recht unwahrscheinlich.
Vielleicht wollte er nicht für Behörden sondern für Privatpersonen von der Bildfläche verschwinden.
Das war auch auf den Bereich "privater Fehden" bezogen. Wer sich vor einzelnen Personen fürchten musste, hatte doch nach der Befreiung, verbunden mit nahezu komplett auf das unmittelbare Überleben gerichtete Denken der Masse der Bevölkerung, allerbeste Chancen die Region zu wechseln. Mir ist jedenfalls noch nie zu Ohren gekommen, dass rein private Fehden ernster Natur über das Kriegsende hinaus weitergeführt worden wären.